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Veröffentlicht am: 11.12.2021 Tags: Vulkanausbruch, La Palma, La Luna Baila, La Primavera

Vulkanausbruch La Palma

Es sieht nicht schlecht aus, der Vulkan scheint endlich seine Tätigkeit beenden zu wollen

11.12.2021, Tag 84

Die Indizien häufen sich, dass der Vulkan seine Tätigkeit endlich beenden wird. Eine Serie von Erdbeben auf 30km Tiefe vor einigen Tagen, blieb ohne nennenswerte Folgen bisher. Der Nachschub aus der tiefen Magmaspeisekammer scheint nicht mehr gesichert. Der notorische Vulkanlärm ist kaum noch vorhanden und im hätte bei dem starken Nord-Ost-Passat derzeit, auch kaum eine Chance, gehört zu werden. Über den wollen wir uns aber eher nicht beschweren, er hält uns in Tacande grad die Dächer frei. Sogar in der gestrigen Pressekonferenz wurde das Wort "Ende" genutzt. Allerdings ist nun nicht gesichert, wie lang wir noch mit Ausdünstungen und letzter Lava rechnen müssen, bis das Monster sich denn endlich zur Ruhe bettet und einfach nur ein dicker fetter Berg wird.

Die Nummer vor dem Ende

Aus unserer persönlichen Brille, ist die Nummer vor dem möglichen Ende nicht ganz so glimpflich abgelaufen. Am Freitag vor einer Woche, öffnete sich eine Fissur, also eine eigene Öffnung unterhalb des Friedhofs von Las Manchas, der ja zum Teil leider auch schon begraben wurde und gab die darunter verborgene, sehr flüssige Lava direkt in Richtung Las Norias ab. Dieser neue Strang begrub noch mehr als 50 Häuser unter sich, brauste an unserer Finca La Primavera linkseitig vorbei, um aufzugeben. In den Tagen darauf wurde die alte Colada 9 wieder reaktiviert, um rechts am Restaurante Mariposa vorbei zu fließen, weiter unten eine kleine Linkskurve zu drehen, dort noch einige nette Häusschen mitzunehmen oder anzuknabbern, bzw sich dann mit dem Lavastrang der linken Seite zu vereinigen und ins Meer zu ergießen. Las Norias ist also einem potentiell letzten Ritt der Lava nicht entkommen. Der untere Teil des Dorfes, inklusive der Finca La Primavera, ist derzeit nur mit einem Hubschrauber zu erreichen. Viele wissen noch gar nicht genau, wie es um ihr Häusschen steht, weil der starke Wind derzeit keine Aufnahmen per Drohne zulässt. Das ist auf jeden Fall ein echt unangenehmes Gefühl, noch zu hoffen oder aufgeben zu müssen, nicht aber über Informationen zu verfügen, in den evakuierten und nicht zugänglichen Gebieten. Die Informationsversorgung, die die öffentliche Hand an sich gerissen hatte, ist und war zeitweise unterirdisch.

Freiwillige Helfer aus dem Baskenland

Vorgestern dann ein kleiner Lichtblick: Freiwillige eines baskischen Vereins, (GBGE, der Gemeinde Galdakao aus dem Baskenland), mit eigenem Leben und Berufen, sind teilweise auf eigene Kosten nach La Palma gekommen, um uns zu helfen. Schwerpunkt des Vereins, ist die Versorgung sozial schwacher Familien Ihrer Gemeinde mit Lebensmittel und auch die Verschwendung von Lebensmitteln dabei zu verhindern.

Zugegeben, das Ayuntamiento El Paso hat sie auf die öffentliche Zuwegung der Finca Luna Baila koordiniert und und netterweise am nächsten Tag das schwere Gerät geschickt, um die "schwarze Ware" auch abzuholen. Aber wenn die Jungs und Mädels der GBGE nicht zur Verfügung gestanden hätten, dann wäre die Aschebefreiung der Wege doch wieder unserer Ungeduld zum Opfer gefallen. Insbesondere hat sich Jesper über die Unterstützung gefreut, der daraus eine Lebensaufgabe macht, unser Grundstück vom Auswurf des Feindes zu befreien. Ich habe mir abgewöhnt, mich wegen schlechten Gewissens auch gleich stundenlang wieder mit Schaufel, Besen oder Gummischieber zu bewaffnen. Einmal angefangen, findet man schlecht wieder ins Haus. Und für bissi besen, lohnt die zwingende Dusche hinterher auch nicht oder erneute Füllung der Waschmaschine. Die knirscht inzwischen genauso wie die Fenster der Autos oder die Aluschiebetüren.

Danke!

Ihr Lieben, wir danken für Eure kräftige und nachhaltige Solidarität, schicken Euch wie immer Drückis und senden noch gesonderte Weihnachtsgrüße. Vulkaneindrücke als persönliches Video findet Ihr jetzt auch auf Youtube! Wir melden uns vermutlich erst an dieser Stelle im neuen Jahr wieder, wenn nicht noch etwas überraschendes passieren wird. Das hoffen wir natürlich nicht, davon haben wir alle komplett die Nase voll! In jedem Fall bleiben wir stärker als der Vulkan, unser aller offizielles Motto: MÁS FUERTES QUE EL VOLCÁN! In diesem Sinne, bleibt selbst stark, was da auch kommen möge, herzlichst,

Jesper & Verena

 

26.11.2021, Tag 70

Wir schreiben den 70. Tag in unser Blogbuch und der fiese Macker hinter unserer Finca Luna Baila, will noch immer nicht aufhören, statt fremde Galaxien zu erkunden oder seine Innereien für sich zu behalten. Es gibt abends immer wieder eindrucksvolle Bilder aus dem Küchenfenster, am frühen Morgen vor einigen Tagen, konnten wir sogar die beängstigenden Lavastränge im Ta, von unserer Position leuchten sehen. Lange vorher gesagt, kam dann der Regen, auch auf die Westseite. Die erste Ansicht am folgenden Morgen nach draußen, gab eine schwer bewegliche Matschepampe frei, die alles wieder überzogen hatte, was wir mit viel Wasser, Schaufeln und anderen Instrumenten von Dach und Boden am Tag zuvor gekratzt hatten, in der Hoffnung, dass nun der Rest sich abwärts, wo auch immer hinbewegen möge. Heute scheint aber die Sonne und der Nordostpassat lässt den Grund trocknen und das feine Aschezeug fortwehen.

Dächer von Asche befreien

Dächer sind so eine Sache. Da alle unsere Einheiten auf der Finca Luna Baila mit Wintergärten versehen sind, mussten wir den Aluschreiner vor dem "großen" Regen nun doch unbedingt nötigen,  den einen oder anderen Schaden zu beheben, die sich mit der schweren Asche zu  kleineren Katastrophen ausgeweitet hatten. Eine andere Fast-Katastophe hatten wir dann an unserem größten, randvollen, schwer erreichbaren Giesstank, in dem Jesper bei einer Kamikazeaktion schon bis zum Oberschenkel eingebrochen war. Mein Einwand, dass die Versicherung solche Blödheiten nicht bezahlen würde, wurde nicht lange Aufmerksamkeit gezollt. Überhaupt besteht bei uns allen inzwischen die Panik, den Besen, Schlauch, Schneeschieber, (haben wir tatsächlich und ist derzeit sehr hilfreich!) oder was auch immer, nicht wieder aus der Hand legen zu können. Einmal angefangen, beginnt die Sucht, doch noch dieses oder jenes schnell zu befreien, es noch schön zu machen. Bis wieder Stunden vergangen sind, der Hunger plagt, der Einkauf vergessen wurde, Hund und Katze maulig auf die Uhr zeigen, der Schornsteinfegerlook noch vom Körper muss, nur um am nächsten Tag alles wieder auf Anfang vorzufinden.

Prognosen

Prognosen bleiben unübersichtlich bis aussagefrei. Es wird von weniger Ausstoss in der Höhe seitens der Wissenschaftler berichtet. Die Angaben der Mengen des SO2 Ausstosses bewegen sich dabei vom drei bis in den höheren fünfstelligen Bereich, kurz, man kann es wohl nicht weiter eingrenzen. Die Erdstösse können wir inzwischen fast verschlafen. Ein dickerer Brummer aus 37 km Tiefe vor einigen Tagen, ließ allerdings mal wieder das ganze Haus wackeln. Es ist wohl noch immer nicht alles in Ordnung in der unteren Magmakammer. Diese Beben müssten aufhören, der SO2 Ausstoss nachhaltig in den unteren dreistelligen Bereich, (Tonnen/Tag), absinken, sonst können wir nicht wirklich von der Einstellung des Vulkanbetriebs ausgehen. Der Lavaausstoss bleibt dabei weiter vielseitig und lebendig.

Leider wurde vorgestern auch der Friedhof von Las Manchas und wohl das einzige Krematorium auf La Palma unter der Lava begraben. Der neue Lavafluss kam beeindruckend schnell voran, was unsere Finca La Primavera in Las Norias und leider auch viele andere schöne Häusschen wieder in Gefahr bringt. 

Flughafen La Palma und Vulkangucker

Der Flughafen von La Palma war in der letzten Woche fast immer geschlossen wegen der ungünstigen Bedingungen, heute sieht es wieder besser aus. Die meisten internationalen Flüge sind schon größtenteils bis Februar storniert. Für die Fluggesellschaften ist es zu aufwendig, La Palma immer wieder mal nicht anfliegen zu können, stattdessen die Passagiere auf Teneriffa abzuladen und die Fähre auch zu zahlen. Das hält die interessierten Vulkangucker dennoch nicht davon ab, auf die Insel zu kommen, warme Steine sammeln zu wollen oder die starken Szenarien als Selfie zu dokumentieren. Die Meisten davon kommen als Tagesausflügler von den anderen Inseln, gern auch organisiert und gleich mit Bus. Der Kirchenvorplatz in Tajuya, der Parkplatz vom Café Il Giardino und viele Nachbarn in den Seitenstraßen können davon berichten. Wer seinen PKW mitgebracht hat, stellt diesen mangels Parkplatz auch mal gern in fremde Einfahrten, verrichtet dort sogar seine Notdurft oder schmeisst den Pappbecher hinterher. Auch am Aussichtspunkt El Time oder am Strand von Tazacorte findet insbesondere abends ein Gerangel an Parkplätzen statt, teilweise ist man gezwungen, Slalom um die vielen Fussgänger auf der Straße zu fahren, immer auf der Hut, nicht einen umzunageln. Die Absperrungen unserer Straßen, die nur den Anwohnern vorbestimmt sind, werden geflissentlich umfahren oder beiseitegestellt.

Andererseits wird wenig Gastronomie angeboten, um diese Schaulustigen oder Profis zu versorgen. Es gibt derzeit viele Pressevertreter oder Wissenschaftler, die sich auch länger bei uns aufhalten und da ist unser Unverständnis einigermaßen groß, warum viele Restaurants in El Paso mittags nicht geöffnet oder gar ganz geschlossen sind. Immerhin etwas, was Umsatz bringen und den einen oder anderen vom Vorgarten der Anwohner abhalten könnte. So richtig haben wir uns auf diese Art der Touristen wohl noch nicht einstellen können, zu sehr sind wir und die Behörden noch damit beschäftigt, die derzeitige Situation und Auswürfe des Vulkans zu bewältigen. Das gilt insbesondere für die Ortschaft Las Manchas, wo die Häuser teilweise in der Asche versinken und deshalb auch kräftig von Helfern des Katastopenschutzes oder vom Militär begleitet werden.

Weihnachten naht, die Deko bleibt im Abstellraum, wird eh alles nur schmutzig. Es erfordert weiterhin Geduld und ich muss ja nicht wiederholen, wie sehr das nervt!

Haltet Euch trotzdem wacker, wir tun das auch! Drückaa wie immer, Jesper & Verena

 

15.11.2021, Tag 58

Es ist der 58. Tag nach Ausbruch des Vulkans auf La Palma und das Nervenkostüm ist dünn. Leider sieht es noch nicht nach einem echten Ende aus, das "Ungetüm" braucht länger zum Ausschnaufen als gedacht, die Daten der Gasausstöße sind noch zu hoch, die Erdbeben aus großer Tiefe verschwinden nicht, die Bodendeformationen auch nicht immer platt. Da tut sich wohl noch einiges im Erdinneren, bis wir die Nummer für beendet erklären können. Unser Nachbar Herbert Schaar, war so nett, uns das Morgen- und Abendszenario des Vulkans in Tacande zur Verfügung zu stellen!

Regen in der nächsten Woche?

Nun hofften wir sehr, dass mögliche Regenfälle in der nächsten Woche uns nicht noch größere Schäden anrichten würden, denn den Regen können wir eigentlich gebrauchen, aber nicht zu viel und nicht zu doll. Heftige Regenfälle konnten bei der vielen und losen Asche u.U. Schlammlawinen auslösen, nur Tropfen machen die Masse noch wieder schwerer und ggfs müllt sich der ganze Mist unter die Dachpfannen oder verstopft dort die Abflüsse. (Einen Teich haben wir aber bereits im Garten!) Außerdem brauchen wir dringend Wind Richtung Meer, damit wir nicht nochmals zwei Wochen das unterste zuoberst schaufeln müssen, wenn der nächste heftige Ascheaustoss direkt auf uns niederregnen möchte. Und genau so kam es dann auch: Gestern war es windstill oder wie Siebold es beschreibt, "..einfach gar kein Wetter" und schon waren alle Oberflächen in nullkommanix wieder berieselt und schwarz. Das soll leider in den nächsten Tagen auch so bleiben. Auch die Gase des Vulkans hängen sich ohne Wind im Tal auf. Da wir bereits alles vergeblich ausprobiert oder gedanklich durchgespielt hatten, wie wir die verdammten Vulkan-Frustzustände aushalten können, (Wutausbrüche, weglaufen, aufgeben, heulen, sich betrinken, Scheidung, Voodoozauber, etc.), blieb am Ende nur der Sport. Der eine mit dem Hund im Wald, die andere mit Schläger und Ball am Strand. Und jaaa, es gibt auch noch das andere La Palma: Schöne Strände, die Sonne scheint, das Meer ist so warm, dass das Baden ein Vergnügen ist, im Garten blühen tatsächlich demnächst die Narzissen, die Orangen schmecke so süss wie noch in keinem Jahr zuvor und jede Menge Piepmätze im Garten von Luna Baila schaffen es sogar, den Vulkan mal vergessen zu lassen.

Zukunft auf La Palma nach dem Vulkan?

Immer wieder gibt es natürlich Gedanken zur eigenen Zukunft und die La Palmas nach dem Vulkan. Die Finca La Primavera liegt noch immer in der Gefahrenzone des Vulkans. Die derzeitigen Lavaströme bewegen sich noch gleichmäßig auf den bereits belegten Pisten. Eventuell lohnt sich die Anschaffung eines kleines Baggers, inkl. Führerschein, echt mal was anderes als nur den PKW zu bewegen, kann ja jeder! Vermutlich sind die aber zur Zeit nicht lieferbar, das müssen wir noch recherchieren. Außerdem können die nur auf geraden Flächen schaufeln. Was mindestens die Hälfte aller veraschten Flächen auf La Palma ausscheiden lässt. Zusätzlich sehen viele Baggerfahrer so aus, als wenn sie abends auch noch in die Muckibude gehen sollten, aber das liegt vielleicht eher am Feierabendbierchen. Außerdem gibt es Überlegungen, vielleicht doch noch mal ein vegetarisches Bistro zu eröffnen. Die Vorliebe zum Fleisch ohne Beilage der Palmeros, ist irgendwann doch leicht zu dekorationsfrei. Essen muss man immer, sagte die Mutter mal. Wir lassen Euch wissen, ob wir das weiter verfolgen, details coming up!

Wir werden immer wieder gefragt, was wir denn mit den Massen der Asche so anstellen. Die Gemeinden lassen Sie in großen Haufen an der Straße liegen, in der Hoffnung, dass sie sich bitte von selbst eliminieren. Unser Garten in der Finca Luna Baila ist damit ausreichend gedüngt, irgendwann musste der Rest abtranportiert werden. Soll sich als Bausubstanz prima eignen. Für einen großen Exportschlager ist es dann aber vermutlich wieder viel zu wenig und zu teuer, über den Atlantik zu schippern. Aber es muss und soll ja viel neuer Bauraum entstehen für mehrere hundert Familien, die ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Dann können wir nachhaltiges Bauen auf La Palma unter Beweis stellen. Erst aus der Erde raus, dann in geschredderter Form wieder verbaut. Zunächst muss aber endlich diese "mierda" ein Ende haben, wir können uns auch noch etwas anderes vorstellen, als hoffen, warten und schaufeln!

Corona auf La Palma

Bisher sind Coronainfektionen auf La Palma nicht unser Problem, obwohl so viele Familien eng zusammenrücken mussten. Das liegt auch ganz eindeutig an der hohen Impfquote, auch die Boosterimpfungen finden auf La Palma bereits statt. Wäre wünschenswert, wenn das auch an anderer Stelle so beeindruckend funktionieren würde! Geht zum Impfen Leute, damit wir uns mit den Thema irgendwann nicht mehr in so intensiver Form auseinander setzen müssen und Ihr entspannt bald wieder den Urlaub auf La Palma genießen könnt!

Drückis wie immer und nächstes Mal gehe ich mal auf die neuen Verkehrsbehinderer ein, die zum Vulkanguckn kommen und uns auch auf die Nerven gehen!!!

 

07.11.2021, Tag 50

Auf den Tag genau, ist La Palma vor sieben Wochen vom Vulkanausbruch heimgesucht worden. Und mit sehr viel Konjunktiv, könnte der Vulkan Anzeichen der Schwäche signalisieren. Es fehlen seit einigen Tagen die starken Beben, insbesondere aus tieferen Regionen ab 30km. Damit scheint die Magmazufuhr aus dieser Region eventuell ausgeschöpft zu sein. Weitere Indizien auf signifikante Bodenerhebungen an anderer Stelle zur Druckenlastung, haben sich nicht bestätigt. Das Brüllen und Röhren ist bis auf leichte Verstopfungserscheinungen, auch zurückgegangen. Inzwischen können wir uns potentielle Ausstoßprobleme auch selbst herleiten, sind wir doch fast selbst zu Vulkanologen geworden. Der Wortschatz ist auf jeden Fall in den letzten sieben Wochen neu fachspezifisch angereichert worden. Die Prognose bleibt aber noch bei mindestens zwei weiteren Wochen Aktivität, so dass dieser Tagebuchblog noch ein wenig weiter gehen wird. Inzwischen übernimmt der Pragmatismus auch wieder die Federführung, so einiges ist dann doch zu tun.

Schaufeln, schieben, fegen

Am letzten Wochenende hatte der Vulkan uns allerdings nochmal schwer erwischt, spie Asche kilometerhoch und ließ mangels Wind, gleich alles wieder auf uns herunter. Das geschredderte Zeug war diesmal ausgeprochen fein und schwergewichtig. Die Folge daraus war eine Woche schaufeln, schieben und fegen mit kompletter Mannschaft auf Luna Baila. Bagger und Container zum Schluss, um die riesigen Haufen abzutransportieren. Im Garten liegt jetzt genug von den Geschenken, auch wenn das Zeug mineralhaltig ist und wir auf absehbare Zeit sicher keinen Dünger mehr brauchen, müssen die Pflanzen noch rausgucken und die Wurzeln noch an das Wasser kommen können. In den letzten Tagen hilft uns der Wind Richtung Meer, der verteilt dann den Rest auf andere Dächer auf seinem Weg dahin. Soll uns recht sein, auch wenn Satellitenbilder nun viel schwarz in Las Norias anzeigen. Zur Finca La Primavera können wir derzeit nur in kleinen Zeitfenstern, die Lava läuft derzeit brav auf alten Bahnen und hat bisher auch noch die Zufahrtsstraße zur Finca verschont.

Zukunftspläne nach dem Vulkanausbruch

In der Zwischenzeit gibt es schon viele Pläne, wie die Verbindung nach Puerto Naos eingerichtet werden kann oder neuer Wohnraum wieder errichtet werden soll in naher Zukunft, als Ersatz für die vielen verlorenen Häuser in den betroffenen Gebieten. Als große Errungenschaft gelten schon mal dreißig Holzhäuser, für die demnächst ein Platz gefunden werden soll. Insgesamt soll die Zahl dieser Häusschen auf zweihundert anwachsen. An Platz mangelt es offensichtlich nicht, El Paso, Tazacorte und Los Llanos überbieten sich bereits mit Vorschlägen, wo diese platziert werden könnten. Kein Wunder, die Ausfälle der Steuereinnahmen für die betroffenen Gemeinden werden schon riesige finanzielle Löcher verursachen. Der spanische Ministererpräsident Sanchez war nun schon sechs Mal zu Besuch auf La Palma, soviel politischer Zuspruch bringt dann auch immer finanzielle Zuwendungen mit sich.

Als strategisch und wirtschaftlich wichtiger Ort gilt auf jeden Fall Puerto Naos. Hier sollen sogar in Kürze Landungsboote zum Einsatz kommen, um die ertragreichen Bananen dort versorgen zu können, bis die notwendige Infrastruktur wieder hergestellt ist. Die immer wieder hervorgebrachten Brücken, die das Militär dann schnell aufbauen soll, damit wir teilweise dreißig Meter hohe Lavawände überwinden können, halten wir allerdings für realtitätsfernes Wunschdenken.

Zunächst schauen wir mal, ob das "Biest" demnächst mal Ruhe geben wird. Wir halten Euch auf dem laufenden, dicke Drückaa, Jesper & Verena

 

26.10.2021,Tag 36

Der Vulkan auf La Palma bleibt weiter rege im nicht ungewöhnlichen Rahmen, wie die Experten bestätigen. Allein die ungeheure Masse des Ausstosses sei dann doch wohl überraschend. Die Hoffnung auf geringere Schwefeldioxid Abgaben, als ein mögliches Indiz auf Beruhigung, haben sich nicht bestätigt. Die Erdbeben, die den unterirdischen Nachschub an Magma indizieren, bleiben uns erhalten. In den letzten Tagen allerdings nicht über der Stärke 4. Es gibt mehrere Schlote, aus denen Lava, pyroklastisches Material oder Gase ausgeworfen werden. Je nach Durchlässigkeit, jeweils mit lautem oder leiserem Getöse. Dabei baut sich der Hauptkrater immer auf und ab. Am vergangenen Samstag hatte sich der Krater in der Spitze auf 200 Meter aufgetürmt. Am Nachmittag lockerte sich das Gestein und entlud extrem viele Lavamassen. Auch gestern, am 25.10., wiederholte sich dieser Prozess zwei weitere Male. Während wir schon uns an dieses Schauspiel ein bisschen gewöhnen konnten, finden die Wissenschaftler offensichtlich diesen Teil des Vulkanprogramms beunruhigender.

Inzwischen gibt es jede Menge Lavazungen. Man zählt derweil 13, die aber noch weiter unterteilt werden mussten. Oft hatten die Zungen denselben Ursprung, blieben aber eben doch am Ende nicht auf derselben Bahn sondern suchten sich neue (Zerstörungs)wege. Bisher ist nur eine Lavazunge am Meer angekommen. Mittlerweile können wir nicht mehr genau sagen, wo denn der gesamte Rest so verendet. Die Informationsausstattung ist mittlerweile schwierig, die Lavamasse entspricht in der Breite etwa 3 km, hinlaufen ist nicht, private Drohnen nicht erlaubt, um genaueres zu beobachten. Man spricht von unterirdischen Tunneln oder weiter südlich, von ungeheuren Massen an Asche, die die Lava ausbremst und vermutlich neue Berge erstellt.

Evakuierte Orte und das A-Team

Bisher wurden aber alle gefährdeten Orte rechtzeitig evakuiert. Kleine geregelte Zeitfenster mit Ausweiskontrollen, erlauben hier und da noch kurze Zugänge zu den evakuierten Gebieten. Der eine oder andere kann dann, teilweise mit Hilfe der Katastrophenhelfer, noch einiges aus seinem Haus retten oder einfach auch nur von Asche befreien, um das Haus eventuell nach dem Vulkanausbruch, auch noch vollständig wieder zu finden. Daran haben wir uns auch bei Freunden, in der letzten Woche beteiligt. Immer mit einer Südumrundung der Insel, um nach Las Manchas oder nach Las Norias zur Finca La Primavera zu gelangen. Denn die Strassen dorthin sind zum Teil verschüttet. Der Wind spielte uns dann etwas in die Hände, um die Finca Luna Baila mal wieder hell und klar zu bekommen. Unsere Arbeits-Whatsapp Gruppe mit Pedro und Marcela, nennen wir das Luna-Baila-A-Team, in Anlehnung an eine nette Geschichte über von Lava eingeschlossenen Hunden, in Las Manchas. Die Fifis wurden still und heimlich gerettet, ohne dass die Retter sich später zu erkennen gaben. Es wurden keine Selfies auf den sozialen Medien veröffentlicht, aber eine  Botschaft hinterlassen, dass die Hunde safe wären, unterschrieben vom A-Team. (Die Älteren von uns kennen die coole 4er-Serientruppe aus dem 80iger TV) Die Aktion setzte voraus, dass die Retter über die schon abgekühlte Lava gelaufen sein mussten, was überraschend möglich war und natürlich verboten! Die Umstände waren auch deshalb so bekannt bis über unsere Grenzen hinaus, weil ein auf Drohnen spezialisiertes Unternehmen vom Festland, die Hunde bereits mit dem eigenen Produkt gefunden und gefüttert hatte. Die Rettung per Drohne sollte medienwirksam inszeniert werden. Hatte sich dann erledigt, was nicht nur die zum Schmollen brachte. Ein bisschen geplappert wird dann aber am Ende immer, bei den 4ren soll es sich mindestens um einen Vulkanologen, einem Jäger, (wahrscheinlich der Besitzer der Hunde) und einem Feuerwehrmann gehandelt haben. Auf jeden Fall war die Aktion rechtzeitig geschehen, jetzt ist an der Rettungsstelle alles von Lava überrollt.

Wir beobachten die Situation ganz genau, halten euch auf dem laufenden. Aber so viele von Euch sind beeindruckend informiert, nicht wenige schauen seit dem Vulkanausbruch sogar kanarisches Fernsehen! Danke für Eure Solidarität, auch in Form von Spenden oder Mithilfeangeboten beim Fegen oder schaufeln!

Wir melden uns, wenn es endlich richtig ans Aufräumen geht, drücken Euch und lassen uns trotz diverser Tiefs, nicht unterkriegen!

Drückis, Jesper & Verena

 

18.10.2021, Tag 30

es ist auch noch Calima, (Ihr wisst schon, Sand aus der Sahara, warm, kein Nordostpassat!) Auf den warmen Luftschichten sitzt eine kalte Luftschicht, die eine kompakte Masse bilden, ohne Wind und uns heute auch noch einem heftigen Ascheregen in den Gebieten rund um den Vulkan aussetzt. Das nennt man wohl eine Inversion. Schade, dass grad heute die Kehrmaschinen der Gemeinde El Paso in der Calle Echedey aktiv waren. Nächste Woche heul ich wieder bei der Gemeinde. Sonst ist es bald ohne Allrad nicht mehr möglich, zur Finca Luna Baila und Nachbarn fahren zu können. Und so viel Hilfe haben wir dann auch nicht, um die Massen auch noch vom öffentlichen Gelände zu schieben. Morgen graben wir das Haus einer Freundin aus, die gleich zu Anfang evakuiert wurde. Vier Schaufeln, 40 Minuten Zeit!

Ob der Vulkan seinen Job einstellen oder herunterfahren möchte, hängt offensichtlich von drei Faktoren ab: Seismologische Tätigkeit, ist noch munter), Schwefeldioxidausstoss/Tag muss heruntergehen auf etwa 100 Tonnen. (Derzeit 8.500, kommt aber von 17.500/Tag vor einigen Tagen!) Als drittes Signal gelten Bodendeformationen, die ggfs auf andere Ausbruchsstellen hinweisen könnt. Diese atmet in Jedey, ist aber derzeit unauffällig. Und morgen kann alles wieder anders sein, ohne Gewähr!

Immerhin zeigt sogar Fernando Alonso seine Solidarität für La Palma, das finden wir schon ganz nice! 

In dem Zusammenhang  tausend Dank für Eure große Solidarität, persönlichen Zuspruch und  Spendenbereitschaft für die Menschen und Tiere auf La Palma. Das gibt extra Drückaaa!

Für die schwer engagierten Tierschützer fehlte noch die Kontoverbindung, wie mir berichtete wurde. Die reichen wir nach:

Benawara: LA CAIXA CAIXESBBXXX      ES96.2100.7104.0002.0005.0887

 

13.10.2021, Tag 25

Nun hat der neue Vulkan die Dauer des letzten Ausbruchs im Süden von 1971, bereits um einen Tag übertroffen. Und es sieht so aus, als wenn er noch einiges vorhätte. Der Nachschub aus Süden scheint gut zu funktionieren. Das neue Teil soll nun Tagojaite genannt werden, nach einem Gebiet in El Paso, das diesen Namen trägt. Ein Vorschlag der INVOLCAN, dem vulkanologischem Institut der Kanaren. Die Jungs meinen übrigens auch, dass die Vorbereitung des Ausbruchs immer sehr viel mehr Zeit in Anspruch nähme, als der Akt der Zerstörung selbst. Das letzte Wort hätten am Ende die Palmeros selbst. Die aber haben derzeit ganz was anderes um die Ohren. Leider hat sich die Hoffnung nicht erfüllt, dass die einmal gesetzten Lavabahnen, für neuen Transport immer wieder genutzt werden, bis diese im Meer landen, so als einmal gelegte Autobahnen. Stattdessen haben sich immer mehr Coladas ihren Weg gesucht, mittendrin einfach aufgehört und sind angetrocknet, um die Oberfläche für die frisch nachlaufende Lava unbrauchbar zu machen. Die Menschen aus dem Teil des Tals werden immer weiter evakuiert, die Insulaner aus dem Norden und Osten fragen besorgt wie es geht, machen weiter wie bisher und haben bereits gute Ideen, warum das alles kein Problem sei und welche technischen Möglichkeiten es heute gäbe, die zerstörten Gebiete wieder aufzubauen.

Urlaub machen auf La Palma?

Nun ja, das werden wir sehen, wenn das "Monster" aufhört zu speien. Seit zwei Tagen nahezu lautlos. Die angekündigten Gäste fragen derzeit besorgt nach, ob sie denn überhaupt noch kommen können, bzw Buchungen in einigen Monaten aufrecht erhalten sollten. Es wäre sehr wünschenswert, wenn Ihr noch ein wenig Geduld mit uns haben würdet, so Euch nicht tatsächlich ganz viele andere Alternativen als Reiseziele unter den Nägeln brennen, die dann ausgebucht sein könnten. Denn tatsächlich funktioniert die Infrastruktur bisher außer im Südwesten, einwandfrei. Und die Insel bietet tatsächlich auch nach wie vor die  beliebten Vorzüge. Es ist auch nicht heißer als sonst mit dem Vulkan, wie auch schon vermutet wurde! Wir können Euch nicht garantieren, am Strand von Puerto Naos entspannt zu liegen oder in El Remo essen gehen zu können in den nächsten Monaten. Aber dazwischen gibt es noch viele andere Strände und Möglichkeiten, den Urlaub zu genießen. Unsere Finca Luna Baila ist intakt, alles funktionsfähig, wir müssen halt nur immer wieder alles von Asche befreien und versprechen, alles wieder chic zu haben,wenn Ihr kommt. Mit einem weiteren Jahr Pause nach den Coronazeiten, wird es natürlich auch immer schwieriger, das Lieblingslokal oder dessen Wirt(in) in bester Verfassung wieder vorzufinden. Der Flughafen muss derzeit auch nur verschnaufen, wenn die Bahn mit Asche beweht wird, weil die Windrichtung grad auf diesen zutreibt. Vom Vulkantourimus sind wir derzeit weniger begeistert. Es gibt derzeit Anbieter für Tagestouristen, die Vulkan gucken wollen. Sollen festes Schuhwerk, eine Brotzeit und Kameras mitnehmen und werden an die schon jetzt beengten Straßen geschaukelt,oder an den Strand nach Tazacorte. Andere wollen gerne warme Gesteinsproben nehmen und bitte ein ruhiges Plätzchen am Pool mit Blick auf den Vulkan. Das konnten wir leider nicht zusagen.

Spenden?

Ein anderes Thema wird auch häufiger angebracht: Spenden ja, aber kommt das Geld dort an, wo es soll? Wir können nur bestätigen, dass sich jeder registrieren kann, der evakuiert oder obdachlos wurde und wird untergebracht. Es gibt alle Arten von Hilfe, auch Essengutscheine. Die Jungs von der BRIF, (Las Brigadas de Refuerzo de Incendíos Forestales),die die Evakuierungen als Begleitung bei der Zusammenräumung aus den Häusern begleiten, sind überall, und packen mit an. Tierärzte und viele freiwillige Helfer holen Tiere aus diesen Gebieten, suchen Halter über die sozielen Medien, versorgen diese. Wir haben echt vollgepackte Autos gesehen mit Vogelkäfigen, Hühnern, Hunden, Katzen oder auch Ziegen.Es gibt dennoch grenzwertige Einzelfälle, auf die wir ggfs auf diesem Weg aufmerksam machen.

Passt auf Euch auf und bleibt in Gedanken bei uns wie bisher!

 

08.10.2021, Tag 20

Unsere Tochter war in den letzten Tagen  Teilnehmerin eines workshops in Berlin, fand alles toll, es sei nur „sackkalt“. Auf La Palma  ist die Kälte ganz sicher nicht das Problem, im Gegenteil, die Sonne scheint und es ist tagsüber noch immer 26 Grad warm, auch abends sind Shorts mit Jäckchen noch angebracht. Und wenn der Vulkan mal die Klappe hält, würde sich alles fast normal anfühlen. Mal abgesehen von gelegentlichen starken Düften, die wir zunächst eher den Hunden anlasteten, dann aber feststellen müssen, dass der Unerwünschte sowas auch generieren kann. Dieser hat noch einiges in seiner Magmaspeisekammer und wie er das an uns verteilen möchte, wissen wir noch nicht. Es gibt viele Beben im südlichen Teil der Cumbre Vieja, diese allerdings in etwa 10 bis 14 km Tiefe, was auf einen baldigen Ausbruch nicht schließen lässt, wie heute in der täglichen Pressekonferenz von fachlicher Seite versichert wurde.  Bedeutet, dass es genug Nachschub für weitere, immer breiter sich auslegende Lavaströme im südwestlichen Aridanetal gibt. Wir wissen eigentlich nicht, was wir uns wünschen sollen: Falls im Süden La Palmas ein neuer Krater aufgehen sollte, wird die letzte Zugangsstraße für die Südwestseite zum Rest der Insel, über Fuencaliente, komplett abgeschnitten. Andererseits würde eine deutliche Druckentlastung auf unserer Seite helfen, u.U. den ganzen Prozess abzukürzen, wenn aus zwei „Rohren“ Lava geschossen werden würde. Es ist die Wahl, die wir nicht haben, zwischen Pest oder Cholera. Mal abgesehen davon, dass die Menschen im Süden wahrscheinlich ganz klar gegen uns voten würden. In der Zwischenzeit fegen und blasen wir wie alle anderen, mit den Laubbläsern die Asche von den Dächern in der Finca Luna Baila. Die Finca La Primavera in Las Norias ist derzeit nicht zugänglich und kommt auch immer weiter in die Gefahrenzone der sich ausbreitenden Lavaströme.

Es gilt also abzuwarten, wie das auch viele Gäste in enger Abstimmung mit uns halten. Keine Frage, der Vulkan muss erst zur Ruhe kommen, bevor wir wieder Eure Gastgeber in Tacande sein können. Wir bleiben flexibel und in Einzelgesprächen, wie der gebuchte Urlaub ggfs auch zeitnah verlegt werden kann.  Die Verkehrswege im Tal sind einwandfrei nutzbar, es gibt in Los Llanos und El Paso gewöhnliches Alltagsleben, der Norden und Ost sind bisher vollkommen unberührt. Der Flugverkehr derzeit teilweise in Einschränkung wenn die Windrichtung die Asche in den Osten treibt.

Bleibt in Gedanken mit allen auf La Palma!

 

04.10.2021, Tag 16

Und es ist einfach mal still! Nach schweren Explosionen gestern Nacht bis in den heutigen Nachmittag, ist einfach nur mal Ruhe angesagt. Schon wird gehofft, dass es bald vorbei sein wird. Aber der Zahn ist uns schon gezogen worden, es gibt weitere Beben im Süden und damit wohl noch ausreichend Nachschub an Magma in der Pipeline. In der heutigen Pressekonferenz des Krisenstabes PEVOLCA (Plan de Emergencias Volcánicas de Canarias), wurde mitgeteilt, alles wie einige Tage vor dem Ausbruch: Erdbeben, die aufsteigende Magma ankündigen. Zwar erhöhte Aktivität des aktiven Vulkans, das Zeug loszuwerden und zu verteilen, aber man sieht keine weiteren Ausbrüche neben dem Namenlosen oder auch der "mierda". Nun ja, wir wollen es gerne glauben. Bisher sind 413 ha Fläche von Lava bedeckt, bis zu 1000 Gebäude sind zerstört, dazu zählen auch z.B. Wassertanks. Wieviel Wohnhäuser begraben sind, kann nur geschätzt werden. Immerhin hat uns der Vulkan eine über 30 ha große Halbinsel neu geschenkt. Kann diesen Haufen glühender Steine echt nicht schön finden und es fehlt mir noch die Phantasie, was wir mit diesem Berg anfangen können sollen an der Playa Nueva. Sehr empfehlenswert: Eine gelungengen optische Übersicht des Verlaufs der Lava im Spiegel online

Wir versuchen die Dächer freizuhalten in Tacande und Anfragen abzuwehren, die Vulkan-Erlebnistouren für wenige Tage buchen möchten. Verdrücken uns aber öfter, wenn der Vulkan zu doll schreit. Wenn alles so wackelt und die Druckwellen des Vulkans bei Verstopfung, wieder die Fenster klappern lässt, muss mal wieder kurz ein Päusschen eingezogen werden. Den Kater lassen wir in der Finca Luna Baila, der bewacht die Bude, zusammen mit Delia, der angstfreien Heldin der Nachbarschaft!!

Es gibt schon einige gute Ideen, die zügig umgesetzt werden sollen, um Las Manchas, Todoque und Puerto Naos wieder zugänglich zu machen, wenn der Vulkan wieder ruhig sein sollte. Am allerwichtigsten scheint es aber nun zu sein, zwei mobile Entsalzungsanlagen zu ordern, um die Bananen in La Bombilla am Leben zu halten.

Wichtig in diesem Zusammenhang: Die privaten Spenden werden in jedem Fall den betroffenen Menschen zugeführt!

 

01.10.2021,  Tag 13

Der Lavanachschub hört nicht auf, der Landzugewinn nördlich der Playa Nueva, beträgt inzwischen in etwa 15 neue Fussballfelder. Eine neue Lavazunge nördlich des Karters, bringt seit gestern abend wieder Angst, welchen Weg diese nehmen wird. Derweil werden wir mal mehr oder weniger von Asche oder kleinen Steinen beregnet. Wir halten uns in Bewegung mit den Hunden, versuchen zu fegen, wenn es Sinn macht und hoffen inständig, dass die "mierda" bald berechenbarer sein wird.

Die Presse freut sich über spektakuläre Bilder. Derzeit ist einem Mikrofon kaum zu entkommen, am besten mit Menschen in Tränen und Verzweiflung aufgelöst. Sogar die dänische Tagespresse hatte Jesper entdeckt und vorsichtshalber selbst gar nix recherchiert vor Veröffentlichung des Interviews. Zeit für Korrekturlesen finden wir derzeit allerdings nicht, deshalb lassen wir das Gesabbel vor dem Miktrofon lieber sein. Um die Privatshäre der Betroffenen zu schützen, ist die Verbreitung privater  Drohnenaufnahmen verboten. Das ist  zunächst löblich, denn es ist natürlich kaum auszuhalten, das eigene Haus von glühender Lava zermalmt zu sehen, immer wieder aufrufbar und verteilt in den sozialen Medien. Andererseits will auch jeder wissen, ob das Zuhause noch existiert. Das ist derzeit allerdings nur einmal am Tag möglich, mittels Satellitenbilder des europäischen Erdbeobachtungsprogramms, Copernikus. Die Informationen der Behörden werden in einer Pressekonferenz einmal täglich in den Medien veröffentlicht und teilweise auch extrem relativiert. Das Ganze hat inzwischen doch argen Zensurcharakter.

 

29.09.2021, Tag 10

Seit Mitternacht  fand der erste Lavastrom nach dem Ausbruch, den Weg zur Küste und ergoss sich wasserfallartig ins Meer, im nördlichen Bereich vom Playa Nueva in La Bombilla. Das Spekakel war von einigen sehnsüchtig erwartet worden, versprachen die zu erwartenden Explosionen doch beeindruckende Bilder. Die Verbindung mit Salzwasser kann zum Ausstoss von giftigen Gasen führen, die mit Salzsäure versetzt sind. Deswegen gilt für einige Ortsteile von Tazacorte eine Ausgangssperre. Die letzte noch intakte Verbindungsstraße der südwestlichen Region, wurde mit dem Lavastrom gekappt. Zuvor wurden wieder viele Häuser auf dem Weg zum Meer erneut einfach plattgewalzt. Damit sind Puerto Naos und die kleineren Orte auf dem Weg in Richtung Süden, derzeit nur noch über Fuencaliente oder auf dem Seeweg erreichbar. Die Wasserversorgung in der Region ist zerstört,  die Bananen werden nicht überleben können. Und es wird wirtschaftlich extrem kritisch um den Speckgürtel von Los Llanos.

 

26.09.2021, Tag 7

Wir danken sehr für Eure Aufmerksamkeit und Besorgnis für unsere Situation und senden eine kurze Zusammenfassung, wie es sich derzeit für uns darstellt auf diesem Blog, weil wir es nicht schaffen, alle Mails, Whatsapps oder Telefonate zu beantworten.

Am vergangenen Sonntag, dem 19.09.2021 brach der Vulkan an der Cumbre Vieja aus, (der noch keinen Namen hat), nur wenige Kilometer entfernt und ausgezeichnet sichtbar, von der Finca Luna Baila in Tacande abajo. Obwohl wir durch seismlogische Bewegungen gewarnt wurden, blieben die Voraussagen verhalten bis harmlos, so dass der Austritt zu einer Überraschung geriet.

Schnell wurden Teile von Las Manchas, Todoque und Las Norias evakuiert. Unsere Gäste aus der Finca La Primavera konnten wir zunächste in Tacande aufnehmen. Alle rückten zusammen, auch für gestrandete Freunde wurden Schlafplätze gefunden. Am Montag abend wurde dann auch diese Finca evakuiert. Es ging in die Militärkaserne in Santa Cruz, auf der Ostseite der Insel.  Wir danken allen Gästen für die gegenseitige Umsicht und Fürsorge in dieser sensiblen Situation!

Seit dem Ausbruch, hatten wir mehrmals das Quartier gewechselt, weil evakuiert. Zeitweise von einer Stunde auf die nächste, wurden neue Entscheidungen getroffen. Der Vulkan hatte immer neue Lavaströme ausgebildet, die sich alle in Richtung als Manchas und Todoque geschoben haben. Der ursprüngliche Krater ist in sich zusammengebrochen, es gibt neue entlastetende Öffnungen, die erneut Feuer und Lava speien. Der gesamte Prozess wird von einem ohrenbetäubenden Lärm begleitet, der zu Beginn an mindestens zehn startende 380 iger Airbus erinnerte. Es wechselte dann später teilweise in extremen Gewitterdonner im Minutentakt, begleitet von Explosionen mit starken Druckwellen, die jeder auf der Insel wahrnehmen konnte. Das Inferno ist entweder dunkel bis schwarz von Asche, gemischt mit Feuersäulen.

Die ausgestossene Lava ist Anfang sehr träge gewesen, bildet haushohe, glühende Walzen, die alles unter sich begraben. Mehr als 500 Häuser sind verloren, etwa 7.5% der Bevölkerung sind evakuiert. Es steht zu befürchten, dass die jetzt deutlich agilere Lava, die letzte Verkehrsverbindung des Südwestens bis Puerto Naos und El Remo komplett abschneiden wird. Seit heute werden seismologische Bewegungen in Fuencaliente wahrgenommen. Alles ganz normal für einen kanarischen Vulkan, sagen die Wissenschaftler. Wohl ein Vulkan des strombolischen Typs. Kleine regelmäßige Explosionen von relativ flüssiger Lava und rythmischen Entgasungsvorgängen. Auch der strukturelle Wechsel der Lava sei normal. Wir können leider das Szenario nicht als normal empfinden und hätten uns gern etwas anderes im Vorfeld angehört, als hinterher: .."hab ich ja gewusst". Einem Vulkanologe ist vermutlich nur eine Ist-Zustandsbeschreibung eines Ausbruchs möglich und im Nachgang die Analyse der Katastrophe.

Wir halten Euch auf dem laufenden, soweit wir dazu in der Lage sind. Derzeit gibt es keinen Lavastrom, der uns in Tacande gefährdet. Anders könnte es in Las Norias ausgehen. Wir geben auf diesem Weg Entwarnung oder weitere Infos! Die demnächst betroffenen Gäste. (Und die potentiell weitere Vorgehensweise), kommunizieren wir separat!

Falls der Vulkan wieder lieb zu uns ist, müssen wir mit vielen Menschen weinen, die es sehr schwer getroffen hat und unsere Infrastruktur auf La Palma wieder aufbauen. Viele haben uns angesprochen, wie und wo sie spenden können. Hier die von den Behörden ausgegeben Kontoverbindungen:

An: Ayuntamiento de El Paso, Zweck: Erupción Vulcánica

LA CAIXA CAIXESBBXXX      ES26 2100 7109 3122 0015 5652    oder:

CAJA SIETE BCOEESMM076 ES57 3076 0480 6710 0761 6723    oder:

An: Ayuntamiento de Los Llanos, Zweck Erupción Vulcánica

LA CAIXA CAIXESBBXXX      ES06 2100 1921 1902 0014 1752

Hier einige deutschsprachige Blogs, die im Detail und täglich informieren, soweit die Berichterstatter nicht selbst evakuiert werden müssen:

 

idafeblog; casamartín; lapalmaaktuell