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Veröffentlicht am: 29.01.2023 Tags: Vulkanausbruch, Haustiere, Fliegen & Flüge

La Palma neue Nachrichten und das Geschäft mit der Panik

Wissenschaftler aus aller Welt oder die, die es sein wollen, forschen am letzten Vulkanausbruch La Palmas. Presse und soziale Medien machen gute Geschäfte mit Panik und Horrorszenarien auf Basis schlecht recherchierter Artikel

Welche Inhalte werden kolportiert in Presse und sozialen Medien

Wenn nichts mehr geht oder noch Füllmaterial fehlt im lokalen Käseblatt, dann eignen sich noch immer Bilder des Vulkanausbruchs auf La Palma, mit einer dicken Headline, dass ein horrender Tsunami durch das Auseinanderbrechen folgen könnte. Oder einfach "Flanke rutscht ins Meer ab", wie vor kurzem wieder kolportiert in den "Nürnberger Nachrichten" Von welcher "Flanke" wird hier schwadroniert?

Übel und schlecht recherchiert sind auch die meisten Schnellreportagen aller Fernsehsender. Zwei Tage auf La Palma, ab nach Puerto Naos, Mikro ganz nah an Betroffene gehalten, ein bisschen was dazu gedichtet, im Konjunktiv, versteht sich, beeindruckende Bilder vom aktiven Vulkan, Klappe zu, Reportage fertig. Das betrifft nicht nur die SchämdichmitmachSender sondern auch die öffentlich-rechtlichen im deutschen Fernsehen.

Hobbyvulkanologen oder wannabewisschenschaftler sind eine unsägliche Veranstaltung in den sozialen Medien. Dabei werden die noch so unsinnigsten Theorien in einen falschen Kontext gestellt. Wir können nur davon abraten, sich dort als Follower einzustellen, weil teilweise mit totaler Sachunkenntnis, sich an das Publikum gewandt wird. 

Auch auf der allwissendlichen Suchmaschine werden unglaublich viel Falschmeldungen eingestellt, es ist die Rede von vielen Toten, Untergang und Zerstörung auf La Palma. Betroffen wären alle Gemeinden auf der Westseite, also Los Llanos, El Paso und Tazacorte.

Was wissen wir und wie ist die derzeitige Situation auf La Palma:

Alle Inseln des kanarischen Archipels sind vulkanischen Ursprungs und außer auf Gomera und Fuerteventura, sind Vulkane noch auf allen anderen Inseln aktiv. Jeder Hügel und jeder Gebirgszug von La Palma hat sich daraus geformt. Die Vulkane gelten als nicht hochexplosiv.  Bisher wollte bei keiner Eruption ein Tsunami mit Weltuntergangsformat ausgelöst werden. Die Insel ist immerhin 2 Mio Jahre alt und damit noch eine der jüngsten des Archipels. Die Tsunami-Theorie wurde von zwei amerikanischen Wissenschaftlern vor 20 Jahren aufgestellt und vor allem die britische Presse zerrt dieses Horrorszenario immer wieder aus der Schublade, weil sich damit eigene Urängste und Schlagzeilen schüren lassen.

Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind auf La Palma unterwegs, weil sie auf Gesteinsproben angewiesen sind, nun endlich mit modernem Gerät neue Erkenntnisse sammeln können. Aber leider ist es trotzdem nicht möglich, kilometerweit in die Erde zu schauen und danach sachdienliche Prognosen zu erstellen, wann, wo, welcher Vulkan auf der Welt genau ausbrechen wird, noch welche Magmakammer ausreichend gefüllt sind. (So diese überhaupt vor dem Ausbruch lokalisiert werden können). Die Vulkanologie ist eher eine "posthum" Forschung, die Forscher denken in sehr großen Zeitetappen und sind in der Lage, Erdenstehungsgeschichte zu erklären bzw Evolutionstheorien zu bereichern. (Dazu gibt es eine feine Reportagenreihe auf ARTE, auch La Palma wird dort berücksichtigt.)

Das von Lava überlaufene Gebiet nach dem Vulkanausbruch auf La Palma umfasst etwa 12 Quadratkilometer. Die Insel misst insgesamt mehr als 708 Quadratkilometer. Es sind also 1.7% der Fläche La Palmas von Lava erfasst worden.

Betroffen waren Wohn- und Ferienwohngebiet sowie Infrastruktur im südwestlichen Teil der Insel. Der zerstörte Ortsteil Todoque gehörte sowohl zur Gemeinde Tazacorte als auch zu Los Llanos. Damit sind aber diese Orte selbst und auch der Strand von Tazacorte in keiner Form betroffen. Das gilt auch für El Paso als Mekka für viele Neubürger!

Die Infrastruktur ist in großen Teilen wieder bereits aufgebaut. Es wäre fast zu monieren, dass die Ziele jetzt in den Himmel wachsen. Längst gehegte und Sinn anzuzweifelnde Projekte nehmen nun auch Form an, weil einfach das Geld da ist.

Es wohnen natürlich noch längst nicht alle betroffenen Bewohner im gewünschten Domizil. Aber viel staatliche Hilfe für Hausbesitzer und Unternehmer ist bewilligt worden und wird für den eigenen Aufbau genutzt. Der Strandort Puerto Naos ist noch immer evakuiert und bleibt unser Problem, teilweise auch hausgemacht, weil hier ein Masterplan fehlt seitens der Inselregierung. Die Verzweiflung der Anwohner und Gastronomen ist gut zu verstehen. Tote gab es während der Eruption, mit einer Ausnahme, nicht zu beklagen. Die Evakuierungen waren insofern erfolgreich. Wenn es auch hier an einem etwas umsichtigeren Plan und Mut zu Entscheidungen von politischer Seite, gefehlt hatte. Bei dem einzigen bekannten Todesfall, blieb ein Anwohner in seinem Haus während der Eruption des Vulkans. Der Zugang des Hausbesitzers wurde zwar registriert, aber die Rückkehr nicht kontrolliert.

Die schlechten Nachrichten und immer wieder aus dem Archiv geholten Bilder und Videos während des Vulkanausbruchs, führten zu einem massiven Rückgang der touristischen Nachfrage auf La Palma, und als Folge daraus, zu einem reduzierten Flugangebot nach La Palma. Eigene Fehler nehmen wir hier nicht aus, auch unsere eigenen Wissenschaftler lieben die Presse. Von der Inselgierung wird nicht dementiert noch zurückgepfiffen und das eigene Marketing ist leider teilweise unsäglich bis nicht vorhanden.

Wir können also nur appellieren: Traut den Medien mit leicht verkäuflichen Untergangsszenarien nicht. Je kürzer die Berichte, desto häufiger die Nutzung des Konjunktiv und desto geringer der Wahrscheinlichkeit des Inhalts. Einen Wissenschaftler befragt nach möglichen Untergangsszenarien, wird dieser nie zu 100% ausschließen wollen. Er verfügt eben nicht über eine Glaskugel. Die Realtität ist leider immer komplex. La Palma ist und bleibt ein angenehmes Urlaubsparadies und wenn wir die Temperaturen richtig verglichen haben, könnt Ihr 98% des Kleiderschrankes zuhause lassen und den zusätzlichen Koffer sparen!

Wir hängen schöne Fotos von der derzeitigen Mandelblüte an, Feste natürlich immer in Begleitung!

Leider müssen wir den Verlust unseres Katers Maxi beklagen, der vor Weihnachten einfach nicht mehr wieder kam.

Wir schicken wie immer dicke Drückis, Jesper & Verena