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La Palma News: Aktuelle Nachrichten & Tipps

Veröffentlicht am: 17.11.2024 Tags: Reisevorbereitung

Gibt es auf La Palma viele Touristen?

Gibt es auf La Palma viele Touristen? Was bedeuten die Begriffe Overtourism oder Tourismusphobie für die Kanaren?

Die spektakulären Aktionen diverser Umweltbewegungen an kanarischen Stränden, auf den Overtourism zu Lasten der Bevölkerung aufmerksam zu machen, führte zu der einen oder anderen besorgten E Mail an uns, ob denn noch angstfrei und guten Gewissens Urlaub auf La Palma verbracht werden könne oder die Tourismusphobie in der palmerischen Bevölkerung sich bereits festgesetzt hätte

Dazu lässt sich zunächst sehr schnell antworten, dass allein die Topographie La Palmas eher dem Individualtourismus in Ferienhäusschen den Vorzug geben muss, mangels Platz an den Stränden für große Hotels. Die Protestaktionen wurden dennoch auf allen Inseln durchgeführt, sogar auf El Hierro, bekannt für seinen Ananasanbau und Nutzung von Energiegewinnung durch Geothermik, aber nicht berühmt für Überlastung durch Touristen. Fragt sich, wo der Frust herkommt und offensichtlich über das Ziel hinausschießt.

 

Woher kommt der Frust der kanarischen Bevölkerung?

Das touristische Aufkommen auf den kanarischen Inseln war in den letzten Jahren nach der Corona Epidemie extrem gestiegen. Insgesamt wurden über 16 Mio Touristen auf den kanarischen Inseln im Jahr 2023 gezählt. Davon entfiel der Hauptanteil von 6.5 Mio auf die Insel Teneriffa mit etwa 900.000 Einwohnern, allerdings konzentriert auf wenige Orte Teneriffas. Trotz einer beeindruckenden Arbeitslosenquote von 16.5% (!!), gibt es dauerhafte Personalprobleme in der Tourismusbranche. Der vertragliche Mindestlohn liegt bei etwa 11 Euro/Stunde, 40 Arbeitsstunden, vor allem am Wochenende, 3 Wochen Urlaub im Jahr. Häufig werden Mitarbeiter nur für die Hauptsaison im Winter eingestellt, um ein halbes Jahr in Arbeitslosigkeit zu verschwinden. (Es gibt danach keine weiteren gesetzlich geregelten Zahlungen) Um an diesem Boom teilzuhaben, wurde offensichtlich auch Garagen, Wassertanks oder Zelte zur Vermietung umfunktioniert. Die Verknappung des Wohnraums führt zu steigenden Mietpreisen bei ohnehin stark gestiegenen Lebenshaltungskosten. Soweit, so bekannt auch in anderen noch stärker betroffenen Reisezielen wie Amsterdam, Barcelona, Mallorca oder Venedig. Der Trend setzt sich fort in Städten der „zweiten Reihe“.

Auf allen kanarischen Inseln gibt es aber einige hausgemachte Probleme, gegen die sich die Bevölkerung zunehmend auflehnt: Qualitativ mangelhafte und wenig zielgerichtete Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepte außerhalb der Universitäten. Konzentration von Boden und Wasserrechten auf wenige Eigentümer, überbordende (Hotel)Bebauung, vor allem an den Küsten.  Zunehmende Wassernot sowie kaum zu bewältigende Mengen an Müll. Bei den großen Hotels handelt es sich in erster Linie um internationale Ketten, deren Erträge i.a.R. nicht auf den Kanaren versteuert werden. Die Erträge der Landwirtschaft, kommen nur wenigen zugute, bzw sind auch ein Kompensationsergebnis überproduzierter Erzeugnisse in der EU. 

Neue Lösungen:

Politisch gab es viel Getöse und große Ankündigungen. Dem Wildwuchs an Vermietungen soll nun mehr Qualitätstourismus folgen. Bedeutet in erster Linie, eine neue Gesetzesnovelle für Ferienhausbetreiber, mit Verlagerung der Verantwortung auf die Gemeinden, was schon in den letzten Jahrzehnten nicht funktioniert hat. Eine weitreichende Lösung, wie mit dem ertragreichen Tourismus umgehen bzw diesen ökologisch kanalisieren und die Gewinne gerecht verteilen können, bleibt wohl so aussichtslos wie Donald Trump oder Alice Weidel loszuwerden.

Ist La Palma von Touristen überrannt?

Der bisher größte Touristenstrom wurde 2017 auf La Palma, mit etwa 300.000 Übernachtungen/Jahr verzeichnet. Nach Corona und Vulkanausbruch in 2021, hatte sich die Zahl gedrittelt. 2024 gab es in den ersten neun Monaten wieder ein Plus von knapp 6%.  La Palma hat rund 86.000 Einwohner. Das Verhältnis von Touristen zu Einwohnern liegt damit bei etwa 3:1 (Teneriffa 17:1!) und ist als entspannt zu bezeichnen.

Das zeigen auch die Preise : Während für ein gehobenes Ferienhaus in guter Lage auf Gran Canaria in etwa  250 – 400 Euro/Tag bezahlen muss, liegt der Preis auf La Palma bei etwa 150 – 320 Euro (auf Mallorca 300 bis 500 Euro/Tag) Häusschen oder Apartments auf einfachster  Basis sind noch bei 40 bis 70 Euro/Tag zu mieten. Ein kleines Bierchen gibt es auch auf schönen Plätzen für unter 1.50, ein richtig guter Cortado, liegt etwa bei 1.20 Euro/Tasse.

Dauerhafter Wohnraum ist nach dem Vulkanausbruch immer noch knapp, fängt aber an, sich zu entspannen. Personalmangel ist auch auf La Palma bekannt. Allerdings warten potentielle (Arbeits)Kandidaten gern auf die vielfältigen Angebote von ABM Maßnahmen oder Weiterbildungsangebote der 14 Gemeinden, bevor ein echter Job noch richtig anstrengend werden könnte. Da gibt es nicht nur zahlreiche Angebote und Kombinationen sondern auch Geld für die Anwesenheit.

Vor kurzem hatte Paolo sein ausgezeichnet etabliertes Restaurante Las Norias, (im gleichnamigen Ort), zum 01. November aufgeben müssen. Auch er hatte zwar Personalnot, aber Schuld am dauerhaften Feierabend der Grillbude, war dann doch ein anderer: Der langjährige Vertrag lief aus und die nachfolgenden Konditionen waren wohl extrem inakzeptabel. Sehr schade!!

Dennoch sehen wir noch keine touristischen Überkapazitäten auf La Palma, noch erwarten wir diese. Lasst es Euch gutgehen! In der nächsten Runde werden wir über landestypisches Essen reden und dass Paella nicht dazu gehört!

Herzlichst, Jesper & Verena